Montag, 19. November 2007

Eine völlig neue Seite von Madrid

Eigentlich dachte ich ja, dass ich die letzten beiden WE in Madrid schoen gemuetlich verbringe und mich schon langsam auf meinen Abflug vorbereite und nichts mehr grossartiges unternehmen werde.
Aber da muss ich euch leider enttaeuschen, denn heut gibts schon wieder nen Blogeintrag von mir, eben weils so schoen war :-)

Meine Kollegin Wera und ihr Freund Marchu hatten mich fuer den Sonntag naemlich zu einem Tagesausflug in die Sierra Madrids eingeladen. Sie meinten, sie wuerden dort etwas in die Berge gehen...

Gut, um 9h in der Frueh gings los, typisch fuer Spanien waren um diese Uhrzeit noch keine Leute auf der Strasse.
Wir sind dann 1 Stunde raus aufs Land, in die Sierra gefahren. Oh Mann, im Auto haben sie mir dann schon erzählt, dass wir zum höchsten Berg Madrids fahren wuerden, zum Pico de Peñalara.

Sie meinten aber gleich, dass sie beiden heut nicht so fit waeren und wir deswegen nur die "kleine Tour" machen, statt der 5,5 Stunden nur die von 2,5 Stunden.
Man muss vielleicht erwaehnen, dass die beiden voellige Sportfreaks sind und mal eben so fuer ein WE wegfahren, um Zehnkaempfe zu bestreiten usw.

Am Parkplatz haben sie mir dann zum Glück noch dicke Handschuhe, nen dicken Wollschal und nen winddichten Anorak geben koennen, denn ich war ja hier in Madrid nicht wirklich mit solchen Dingen ausgestattet, bzw hatte eher mit nem gemuetlichen Spaziergang in den Bergen gerechnet.


Als wir losgelaufen sind hatte ich dann insg. ein Unterhemd, ein Langarmshirt, eine dicke Strickjacke, eine Fleecejacke und 2 Anoraks an, zusaetzlich eine Muetze auf, Handschuhe und 2 Schals dran.

Aber schon auf den ersten Metern gings wahnsinnig steil bergauf und ich kam etwas ausser Puste, wie man sich bei meiner Kondition gut vorstellen kann :-)
Aber die andern beiden meinten, dass es nur der erste Anstieg sei, später wuerde es ja dann besser werden.
Na gut, der steile Anstieg hat sich doch noch ein Stückchen hingezogen, um genau zu sein:
ueber eine Stunde!


Anfangs war es mit diesem Zwiebellook noch sehr warm und wir haben so unsre Witzchen gerissen...


Als wir aber erstmal oben auf der Ebene waren, hatten wir echt einen tollen Ausblick.
Dort oben waren wir aber komplett dem Wind ausgesetzt und wir waren wie ein einem Windkanal, in dem es einfach nur wie verrueckt durchgezogen hat.
Ich konnte teilweise nicht mehr stehen und Marchu musste mir beim Klettern helfen, weil ich mich selbst nicht halten konnte.

Spaetestens da, das kann ich euch versichern, war ich uebergluecklich ueber meine 5 Schichten und hab mich das erste Mal so richtig dick eingemummt in mein Wollschal.

Der restliche Weg zum Gipfel hoch war dann eben weniger steil, dafür eben hatten wir extreme Schwierigkeiten, gegen den Wind anzukaempfen.
Da konnte ich mich das erste Mal reinversetzen, wie es sein muss, da oben auf dem Himalaya in ueber 8.000m... ;-) Zwar war mein kleines Gipfelchen mit 2.400m nicht ganz vergleichbar, aber es geht ja ums Prinzip ;-)

Nach insgesamt 2 Stunden hatten wir es wirklich geschafft und waren oben am Pico de Peñalara in 2.400m Hoehe angekommen, das war schon ein geiles Gefühl: innerhalb von 2 Stunden sind wir die 5km hinaufgestiegen und haben dabei mal eben so einen Höhenunterschied von 600m ueberwunden. Fuer mich war das einfach nur Wahnsinn!




Man konnte von dort oben echt alles ueberblicken, da wir beste Bedingungen hatten, wie man auf den Bilder sehen kann: von El Escorial bis rueber ins Tal von Segovia.
Ebenso die Lagune von Peñalara


und natuerlich nicht zu vergessen die einzige Skipiste (!!!) Madrids Valdesqui.
Leider waren die Pisten aber noch nicht in Betrieb, wie man unschwer erkennen kann, denn es war noch keine Spur von Schnee oder irgendeinem anderen Niederschlag in Sicht.

Oben angekommen hatte ich wieder gut lachen, obwohl mir auf dem Weg raufwaerts doch das ein oder andre Mal das Herz in die Hose gerutscht ist.




Dort oben haben wir dann ein windstilles Plätzchen hinter Felsen gesucht und uns hingesetzt und ordentlich reingehauen, denn Wera hatte Bolognese vorbereitet, dazu gabs fuer jeden noch Zucker in Form von Schokoriegeln und Vitamine in Form von Mandarinen.

Kaum vorstellbar, aber zwischen diesen Felswänden haben wir uns ein bequemes Plätzchen fuer die Mittagspause gesucht.

Hier hat mir Wera grad meine Tapferkeitsmedaille ueberreicht, weil ich so tapfer durchgehalten hab, obwohl ich zwischendrin echt mal Zweifel hatte, ob ich das wirklich packe.



Um 14h haben wir uns dann wieder auf den Weg runter ins Tal gemacht und haben schon oben auf dem Gipfel von nem warmen Café geträumt.
Denn als wir wieder aufgestanden sind, war es schon ziemlich kalt und der Wind wurde immer stärker, teilweise musste ich stehen bleiben, weil es eben nimmer ging und ich mich nicht mehr halten konnte.

Wer mich hier nicht erkennt: das bin tatsächlich ich unter der Muetze und dem dicken Wollschal!

Aber meinen erfahrenen Begleitern gings ja nicht anders, die waren mindestens genauso eingemummt.

Innerhalb von gut 1 Stunde (70min) sind wir dann aber fix wieder vom Berg runtergekommen, der Anstieg war eben das Problem, weil der so extrem steil war.
Da ist mir auch nochmal die tolle Landschaft bewusst geworden. Wie man sieht, gruent hier noch alles, ein seltener Anblick in Madrid, da hier fast alles ausgetrocknet ist und es kaum Baeume oder Waelder gibt.
Ein bisschen kam ich mir vor, wie zuhause im schoenen Steigerwald, wenn alles gruent und blueht im Fruehjahr oder Sommer.




Ja ja, unten hatte ich wieder gut lachen, oben hab ich mir fast in die Hose gemacht...


Im Tal angekommen sind wir richtig überglücklich in die kleine Cafetería eingekehrt, die ein wenig an eine Apres-Ski-Huette in den Alpen erinnert hat ;-) Dort gabs leider keinen Gluehwein, deswegen sind wir dann doch beim guten alten Café geblieben (das koennen die Spanier immer noch am besten) und haben uns erstmal ordentlich aufgewaermt.


Zum Schluss konnten wir noch den Wirt ueberreden, dieses tolle Erinnerungsfoto vor der Bergkulisse von uns zu machen.

Um 16h sind wir in Marchus Auto wieder zurückgefahren und ich war immer noch total ueberwaeltigt von diesem Ausflug. Ich kann nur sagen: wow, echt ein Wahnsinnstag!

Ich hab so echt mal ne andre Seite Madrids kennen gelernt und weiss nun, dass eben mehr als nur Shopping und Sightseeing zu dieser Hauptstadt gehoert.

Ich hoffe, ich konnte euch auch nen Eindruck davon vermitteln, wie es fuer mich war, als ich da oben stand und einfach nur gestaunt hab, weil ich so ueberwaeltigt war von diesen Eindruecken.

Hier noch mal ein Überblick zu dem Parque Natural de Penalara

Tja und da ganz oben war ich!!!!

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